Die Horoskop Zeichnung erklärt

Ein kurzer Blick auf eine Horoskop Zeichnung lässt gleich erahnen, dass professionelle Astrologie sehr viel weiter geht, als die oft seichten Horoskop Kolumnen in so mancher Zeitschrift. Aber was ist in der Horoskop Zeichnung überhaupt dargestellt? Was bedeuten all die Symbole? Und was zeigen uns die Linien in der Mitte der Zeichnung? 

Hier findest du die Antwort. Schaue dir das Video an oder lies diesen Artikel, damit du nicht mehr bloss Bahnhof verstehst, wenn du ein Horoskop betrachtest.

Die Horoskop Zeichnung ist eine sehr komplexe und präzise Darstellung von Himmelskörpern und theoretischen Punkten sowie deren Verhältnisse zueinander an einem bestimmten Zeitpunkt und an einem bestimmten Ort. Meistens sind dies freilich Zeit und Ort der Geburt eines Menschen. Es kann aber zum Beispiel auch die „Geburt“ eines Unternehmens oder eines Staates sein.

Das Horoskop zeigt also den Himmel immer von der Erde aus betrachtet. In diesem Sinne ist die Astrologie geozentrisch. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir glauben, dass die Erde im Mittelpunkt des Universums steht oder dass die Sonne um die Erde kreist. Aber uns interessieren ja Ereignisse, die sich auf der Erde ereignen und nicht sonst wo.

Ein komplettes Geburtshoroskop könnte wie folgt aussehen. Übrigens: Die Zeichnungen und Erklärungen, die du hier findest basieren auf den Methoden der traditionellen hellenistischen (antiken) Astrologie. Die Darstellungen in moderner oder psychologischer Astrologie können sich etwas unterscheiden, insbesondere hinsichtlich der Häuser und Aspekte. Im grossen und ganzen ist es aber dasselbe.  

Wir leeren nun diese Zeichnung und fügen die einzelnen Symbole Schritt für Schritt wieder hinzu.

Die Horoskop Achsen

Wir haben nun das leere „Rad“ vor uns. Einzig die roten Abkürzen AS, DS, MC und IC sind eingezeichnet. Dies sind die vier Eckpunkte oder Achsenpunkte des Horoskops:

  • AS (oder ASC) = Aszendent
  • DS (oder DSC) = Deszendent
  • MC = Himmelsmitte (medium coeli)
  • IC = Himmelstiefe (imum coeli)
Ignoriere vorerst mal die Einteilung in Zeichen und Häuser.

Die horoskopische Astrologie wurde im Mittelmeerraum entwickelt, also auf der nördlichen Halbkugel. Wenn du ein Horoskop anschaust, dann musst du dir vorstellen, du stehst im Norden und schaust in Richtung Süden. Folglich stellt die linke Seite des Horoskops den Osten dar und die rechte Seite den Westen.

Wir können nun den Aszendent (AS) mit dem Deszendent (DS) verbinden und erhalten somit den Horizont (rote Linie):

Der Aszendent zeigt an, welches Zeichen des Tierkreises zum Zeitpunkt der Geburt am östlichen Horizont aufgestiegen ist. In anderen Worten, er zeigt an, welches Zeichen zusammen mit dem Baby geboren wurde.

Entsprechend wird dem Aszendenten traditionellerweise auch mehr Bedeutung zugeschrieben als dem Sonnenzeichen. Dass sich Menschen mit ihrem Sonnenzeichen („Sternzeichen“) identifizieren, ist eine Erscheinung des 20. Jahrhunderts. In den vorhergegangenen mehr als 2000 Jahren hat man sich –wenn überhaupt– viel eher mit dem Zeichen des Aszendenten identifiziert.

Der Deszendent liegt immer genau gegenüber dem Aszendenten und zeigt den westlichen Punkt des Horizontes an, wo die Sonne und die anderen Himmelskörper „unter die Erde“ gehen. 

Der MC markiert die Himmelsmitte (medium coeli), den höchsten Punkt im Horoskop. Genauer ist es der Punkt, wo sich Meridian und Ekliptik schneiden.

Der IC steht für die Himmelstiefe (imum coeli) und stellt den tiefsten Punkt im Horoskop dar. Er liegt immer genau gegenüber des MC.

Diese vier Achsenpunkte bilden die energetischen Eckpunkte. Planeten auf oder nahe diesen Punkten sind speziell stark. Ferner werden durch diese Punkte die Häuser festgelegt. Mehr dazu in Kürze.

Der Tierkreis

Wir können uns das Horoskop als eine äusserst komplexe Uhr mit mehreren sich drehenden Zifferblättern und unzähligen Zeigern vorstellen. Dabei bildet der Tierkreis das erste Zifferblatt.

Der Tierkreis (siehe unten in Gelb) unterteilt das Horoskop in 12 gleich grosse Sektoren à 30 Grad. Dieses „Zifferblatt“ dreht sich im Uhrzeigersinn und braucht einen Tag für eine ganze Umdrehung. 

Es gibt verschiedene Arten von Tierkreisen. In der westlichen Astrologie verwenden wir dazu seit der Antike den sogenannten tropischen Tierkreis. Der tropische Tierkreis ist in den Jahreszeiten verankert und nicht in den Sternenbildern, die wir am Nachthimmel beobachten können. Im tropischen Tierkreis ist der Anfang des Zeichen Widder immer da, wo die Sonne zum Zeitpunkt der Frühlingstagundnachtgleiche steht.

Falls du mehr zu den unterschiedlichen Tierkreisen lernen möchtest, kannst du dir folgendes Video dazu anschauen:

Die Häuser

Das zweite Zifferblatt wird von den astrologischen Häusern gebildet. Ähnlich wie bei den Zeichen des Tierkreises, handelt es sich auch bei den Häusern um eine theoretische Unterteilung des Horoskops in  12 Sektoren (siehe unten in Gelb). 

In der antiken Astrologie trugen die einzelnen Häuser noch Namen, wie „Tor des Hades“, „der gute Daimon“, „das gute Glück“, das schlechte Glück“, usw. Heute sprechen wir meist nur noch in Zahlen: das erste Haus, das zweite Haus, usw. 

Die Häuser teilen das Horoskop in verschiedene Lebensbereiche ein. So kann beispielsweise Planet Mars im 6. Haus (Lebensbereich Krankheit und Unglück) auf einen möglichen Unfall hindeuten, während derselbe Planet im 7. Haus (Lebensbereich Partnerschaft) eher Trennung oder Scheidung symbolisieren kann. 

Und jetzt wird es verwirrend. In der Astrologie gibt es viele verschiedene Arten, wie man die Häuser berechnet. Man spricht hier auch von den unterschiedlichen Häusersystemen. Und die Resultate können je nach Häusersystem widersprüchlich sein. So könnte zum Beispiel Planet Mars in einem System im 6. Haus („Unfall“) stehen, während ihn ein anderes System im 7. Haus („Scheidung“) platziert. Dieses ganze Wirrwarr ist der Glaubwürdigkeit der Astrologie freilich wenig zuträglich. Aber es ist leider die Situation, in der wir uns befinden.

Vielleicht ist dir aufgefallen, dass im obigen Bild die Häuser mit den Tierkreiszeichen deckungsgleich sind. Das kommt daher, dass ich das sogenannte Ganzzeichen Häusersystem verwende.

Dies ist das älteste Häusersystem, welches von der Antike bis ins frühe Mittelalter das System der Wahl war. Auf ihm beruht die ganze Logik der horoskopischen Astrologie. 

Im System der Ganzzeichenhäuser schauen wir, in welchem Zeichen der Aszendent steht. Das ganze Zeichen wird dann zum 1. Haus. Im obigen Beispiel steht der Aszendent auf 5 Grad Schütze. Entsprechend bildet das ganze Zeichen Schütze das 1. Haus. Das ganze nächste Zeichen (hier: Steinbock) bildet das 2. Haus, das nächste Zeichen (hier: Wassermann) das 3. Haus, usw.

In diesem Häusersystem ist folglich der Aszendent immer irgendwo im 1. Haus und der Deszendent irgendwo im 7. Haus. Der MC ist meistens irgendwo im 9., 10. oder 11. Haus, in Extremfällen gar im 8. oder 12. Haus. Analog dazu fällt der IC irgendwo zwischen 2. und 6. Haus.

Dies unterscheidet sich fundamental von den Häusersystemen, welche in der modernen Astrologie verbreitet sind. In diesen sogenannten Quadranthäusersystemen –und es gibt viele verschiedene davon– sind die Häuser unterschiedlich lang und nicht deckungsgleich mit den Tierkreiszeichen. Der Aszendent ist immer der Anfang des 1. Hauses, der Deszendent immer der Anfang des 7. Hauses. Und der MC ist immer der Anfang des 10. Hauses, während der IC immer der Anfang des 4. Hauses bildet.

Bereits die antiken Astrologen kannten diese Form der Häuserberechnung, verwendeten sie jedoch nun für bestimmte Techniken. Für alles andere und insbesondere für die Zuordnung von Lebensbereichen verwendeten sie immer Ganzzeichenhäuser.  Übrigens verwendet auch die indische Astrologie, welche immerhin die längste ununterbrochene Traditionslinie vorweisen kann, Ganzzeichenhäuser.

 

Die Planeten

Wenn wir in der Astrologie von den Planeten sprechen, dann sind Sonne und Mond jeweils mit inbegriffen. Dies ist einfach eine sprachliche Konvention und wir wissen natürlich alle, dass Sonne und Mond eigentlich keine Planeten sind.

Wenn wir uns das Horoskop nochmals als Uhr vorstellen wollen, dann sind die Planeten die Zeiger dieser Uhr. Die Planeten bewegen sich in der Regel entgegen dem Uhrzeigersinn durch den Tierkreis. Und jeder Planet hat dabei sein eigenes Tempo, dass je nachdem wie er gerade zur Sonne steht mal schneller, mal langsamer sein kann. Und manchmal bleiben sie kurz stehen und bewegen sich anschliessend in die andere Richtung. Wir sagen dann, der Planet sei rückläufig.

Dabei handelt es sich um einen optischen Effekt. In Wirklichkeit ändern die Planeten ihre Bewegungsrichtung nicht. Aber von der Erde aus betrachtet scheint es so. Und in der Astrologie interessiert uns immer nur, wie die Dinge von der Erde aus betrachtet erscheinen. Es geht uns um Symbolik und nicht um Physik.

Bis ins 18. Jahrhundert kannte man nur sieben Planeten, nämlich die, welche man mit blossem Auge beobachten kann. Diese sieben werden die „klassischen“ Planeten genannt: Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Mit der Erfindung des Teleskops wurden dann weitere Planeten entdeckt und in die Astrologie integriert. So sind heute Uranus, Neptun und Pluto ebenfalls fester Bestandteil der Astrologie und werden von fast allen Astrologen benutzt. Folgendes Bild zeigt dir, welches Symbol zu welchem Planet gehört:

Weitere Punkte

Nebst den Planeten verwenden wir im Horoskop noch eine Reihe von theoretischen Punkten, welche keine Himmelskörper sind.

Am bekanntesten sind dabei die zwei Mondknoten. Sie markieren die Punkte, an denen sich die Umlaufbahn des Mondes mit der Ekliptik, der scheinbaren Umlaufbahn der Sonne „um die Erde“, kreuzt.

Die Mondknoten spielen in der modernen Astrologie, insbesondere in der Evolutionären Astrologie eine sehr grosse Rolle. In der traditionellen Astrologie dienen sie vor allem zur Berechnung von Mond- und Sonnenfinsternissen.

Der nördliche Mondknoten ist auch als Drachenkopf oder in der indischen Astrologie als Rahu bekannt. Der südliche Mondknoten liegt immer genau gegenüber des nördlichen und wird auch Drachenschwanz oder Ketu genannt.

Es gibt noch sehr viele andere Punkte, welche berechnet werden können. Der Glückspunkt und der Daimonpunkt werden beispielsweise in der antiken hellenistischen Astrologie für zahlreiche Techniken benutzt. Und im Mittelalter kam es dann zu einer regelrechten Explosion von neuen Punkten, die man berechnete. 

Schliesslich seien noch kurz die Asteroiden und andere kleinere Himmelskörper erwähnt, welche in der modernen Astrologie grosse Beliebtheit geniessen. Ich persönlich habe hier meine Vorbehalte, da uns bei diesen Himmelskörpern grundsätzlich die Erfahrung fehlt, um eine zuverlässige Interpretation zu machen –im Vergleich zu den klassischen Planeten, wo wir seit mehreren Tausend Jahren astrologische Erfahrung gesammelt haben–.

Die Aspekte

Dies bringt uns nun zum letzten Element des Horoskops. Wir wollen die Planeten nicht nur einzeln interpretieren, sondern auch verstehen, wie sie miteinander interagieren. Und dies zeigen uns die Aspekte.

Das Wort „Aspekt“ kommt von Latein für „betrachten“ oder „anschauen“ (aspectare). Planeten wirken aufeinander indem sie sich gegenseitig betrachten. Wenn sich zwei Planeten nicht sehen können, dann können sie auch nicht interagieren.

Und sie können sich nur dann sehen, wenn sie in bestimmten Winkeln zueinander stehen. Genauer gesagt kommt es vor allem darauf an, dass die Zeichen, in denen die Planeten sind, in einem bestimmten Winkel zueinander stehen.

Die Zeichen müssen entweder Geschlecht, Modalität oder Element gemeinsam haben, damit die in ihnen platzierten Planeten miteinander kommunizieren können. Haben die Zeichen nichts gemeinsam, dann können die Planeten keine Aspekte zueinander bilden. Sie sind dann in „Aversion“ (abgewandt). 

Die Aspekte zeigen uns nicht nur, ob zwei Planeten miteinander interagieren, sondern auch wie. In der traditionellen Astrologie gibt es folgende Aspekte:

  • Sextil: 60° Winkel. Der schwächste Aspekt. Die Zeichen teilen das gleiche Geschlecht. Das Sextil ist ein harmonischer Aspekt und von venusischer Qualität. 
  • Quadrat: 90° Winkel. Die Zeichen teilen die gleiche Modalität. Ein harter, oft schwieriger Aspekt. Mit Mars assoziiert.
  • Trigon: 120° Winkel. Die Zeichen teilen Geschlecht und Element. Harmonisch. Der wohltätigste Aspekt. Mit Jupiter verwandt.
  • Opposition: 180° Winkel. Die Zeichen teilen Geschlecht und Modalität. Spannung. Ein harter und oft schwieriger Aspekt. Hat die Natur des Saturns.

Hinzu kommen noch die Kopräsenz (Planeten sind im selben Zeichen) und die Konjunktion (Planeten stehen direkt nebeneinander). Sowohl Kopräsenz als auch die Konjunktion sind streng genommen keine Aspekte, werden aber dennoch als solche behandelt.

In der modernen Astrologie werden noch viele weitere Aspekte verwendet. Diese sind jedoch nicht mit der Logik vereinbar, auf der die Aspektlehre ursprünglich beruht, nämlich dass die Zeichen, in denen die Planeten stehen, eine gemeinsame Qualität haben müssen.

In der Horoskop Zeichnung werden die Aspekte meist als farbige Linien in der Mitte des Kreises dargestellt (siehe Bild unten). Wenn keine Linien dargestellt sind, bedeutet das noch nicht, dass es keine Aspekte gibt. Manche Astrologen (so auch ich) ziehen es einfach vor, die Mitte leer zu lassen und die Aspekte im Kopf zu sehen.

Nun solltest du ein Grundverständnis davon haben, wie eine Horoskop Zeichnung aufgebaut ist und welche Symbole darin abgebildet sind.

Wenn du dein persönliches Horoskop von mir erklärt haben möchtest, dann hast du die Möglichkeit, hier eine Beratung mit mir zu buchen.

 

Autor: Dominik Burch

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