Sternzeichen, Mondzeichen oder Aszendent? Was ist wichtiger?

Was bist du? Ein Stier, ein Steinbock oder etwa ein Wassermann? So gut wie jeder kennt sein Sternzeichen. Und die täglichen oder wöchentlichen Horoskope in Zeitschriften, Zeitungen und anderen Medien können schnell mal den Eindruck erwecken, dass es in der Astrologie in erster Linie um ebendiese Sternzeichen geht. …Und dass Astrologie nicht viel mehr als zu seichter Unterhaltung taugt.

Wer sich dann schon etwas interessierter mit seinem Horoskop auseinander setzt, stösst meist bald auf sein Mondzeichen und wundert sich, was nun zählt: Sternzeichen oder Mondzeichen? Soll ich mich als Frau eher auf das Mondzeichen und als Mann eher auf das Sonnenzeichen konzentrieren? Oder hat es etwas damit zu tun, ob ich am Tag oder in der Nacht geboren wurde?

Und dann ist da ja auch noch das Zeichen vom Aszendent? Es folgen Fragen über Fragen. Was zählt nun? Welches Zeichen ist wichtiger? Mit welchem Zeichen soll ich mich denn nun bitte identifizieren? Was bin ich?

Wir wollen diese Fragen hier ein für allemal zu klären versuchen. Die hellenistische Astrologie, also die älteste Form horoskopischer Astrologie, welche schon in der Antike gelehrt wurde, hat hierzu relativ klare Antworten.

In der Antike gab es die Vorstellung der Seelenwanderung. So beschreibt beispielsweise Platon im Mythos des Er, dass unsere Seelen im Jenseits ein bestimmtes Schicksal auswählen und danach in das gewählte Leben inkarniert werden. Welche Art von Schicksal die Seele wählt, hänge meist von den Erfahrungen und Gewohnheiten früherer Leben ab. Wer in früheren Leben von den Menschen bitterlich enttäuscht wurde, wählt vielleicht ein Leben als wildes Tier fernab der Menschen. Oder wer zuvor ein erfolgreiches aber stressiges Leben führte, entscheidet sich diesmal vielleicht eher für ein ruhigeres Schicksal. 

Dummerweise muss die Seele vor ihrer Reinkarnation aus dem Fluss des Vergessens trinken. Deshalb wissen wir vor allem in jungen Jahren gar nicht mehr, wozu wir eigentlich hier sind. Und manchmal sind wir selbst in fortgeschrittenem Alter diesbezüglich nicht wirklich schlauer und wundern uns, ob wir eigentlich unser richtiges Leben gelebt haben.

Glücklicherweise geben uns die Götter und der Daimon, unser persönlicher geistige Begleiter, Hinweise darauf, wozu wir hier sind, welches Schicksal und welche Aufgaben wir im Jenseits für dieses Leben ausgewählt haben. Und die Astrologie kann hierbei eine wichtige Rolle spielen. Obschon wir immer das ganze Geburtshoroskop mit allen Planeten, Punkten und Aspekten betrachten wollen, so bilden Sonne, Mond und Aszendent gewissermassen die wichtigsten Triangulationspunkte für den Menschen.

 

Sonne

Die Sonne zeigt uns, was die Seele in diesem Leben will. Sie symbolisiert das Ideal oder das Bild, welches wir tief in uns tragen und nach dessen Verwirklichung wir in unserem Leben streben. Das Zeichen, wo wir die Sonne im Geburtsbild finden („Sternzeichen“) und allfällige Aspekte zu ihr zeigen uns archetypisch, was dieses innere Ideal ist. Das (Ganzzeichen-) Haus zeigt uns, in welchem Lebensbereich dieses Ideal manifestiert werden soll. 

Die Sonne symbolisiert also etwas, das tief in unserem Kern liegt. Und entgegen aller gängigen Sternzeichen Klischees, ist dies oftmals nicht so nach aussen sichtbar. Und es kommt auch häufig vor, dass man sich selbst nicht so ganz im Klaren ist, was uns innerlich antreibt und sich auch nicht wirklich mit seinem „Sternzeichen“ identifizieren kann.

 

Mond

Der Mond zeigt uns die Situation, Umstände und Umgebung, in die sich unsere Seele hinein inkarniert hat. Das ist natürlich erst mal unsere Mutter, in deren Körper wir im wahrsten Sinne des Wortes inkarniert wurden, dann auch unser eigener Körper, aber auch die Familie und die Familienumstände im weiteren Sinne. Es sind gewissermassen die Bedingungen, mit denen wir ins Leben starten und die uns meist ein Leben lang prägen. Damit verbunden sind freilich auch viele psychische oder emotionale Aspekte.

Auch wenn der Mond mit der Göttin assoziiert ist, spielt es für die Interpretation der Symbolik keine Rolle, ob man eine Frau oder ein Mann ist. Dasselbe gilt für die Sonne. Was jedoch eine Rolle spielt ist, ob man am Tag oder in der Nacht geboren wurde. Diese Unterscheidung ist aber hauptsächlich für die Analyse der anderen Planeten wichtig. Wir brauchen uns heute nicht damit zu beschäftigen.

 

Aszendent

Der Aszendent zeigt uns den Menschen an sich, die Grundkonstitution, den Körper (zusammen mit dem Mond), die Persönlichkeit, den Willen und vor allem seine Lebenskraft. Der Planet, welcher über das Aszendentzeichen herrscht, zeigt uns mit seiner Hausplatzierung an, in welchen Lebensbereich unsere Lebensenergie hauptsächlich fliesst. 

Dieser Planet, zusammen mit allfällig anderen Planeten im ersten Haus, symbolisiert den Menschen am direktesten. So ist jemand mit Aszendent Stier primär ein venusischer Mensch, jemand mit ASC Steinbock saturnisch, jemand mit ASC Skorpion marsisch (wir nehmen hier nur die alten Planetenherrscher!), mit ASC Wassermann ist man ebenfalls saturnisch, mit ASC Fische jupiterisch, und so weiter.

Von Sonne, Mond und Aszendent ist es also der Aszendent, der uns am meisten über den Menschen sagt. Das mag jemanden, der von der modernen Astrologie her kommt, etwas irritieren. Aber tatsächlich ist es so, dass der allgemeine Fokus auf und das enge Identifizieren mit dem Sternzeichen eine sehr junge Erscheinung des 20. Jahrhunderts ist. In den zwei Jahrtausenden zuvor hat man sich, wenn überhaupt, viel eher mit dem Aszendenten identifiziert.

 

Kann man also sagen, dass der Aszendent am wichtigsten ist? Soweit würde  ich eher nicht gehen. Es ist nicht das Einzelne, sondern vielmehr das Zusammenspiel von Sonne, Mond und Aszendent, das am wichtigsten ist. Denn ich bin der Meinung, dass das geglückte Leben darin besteht, die Drei möglichst gut unter einen Hut zu bringen, ihnen zu einer gesunden und positiven Manifestation in unserem Leben zu verhelfen.

In manchen Horoskopen wollen Sonne, Mond uns Aszendent das Gleiche. Dann ist dies natürlich einfach (was nicht bedeutet, dass diese Menschen nie mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben). Viel häufiger ist es aber so, dass es da Widersprüche und Spannungen gibt. Die Seele möchte vielleicht Ruhe und Entspannung während der Wille Action und Aufregung sucht. Dann wird es freilich herausfordernder, einen gemeinsamen Nenner für die Drei Triangulationspunkte zu finden. 

Der erste Schritt besteht immer darin, sich über die unterschiedlichen Bedürfnisse unseres Schicksals bewusst zu werden. Und die hellenistische Astrologie ist da, um uns dabei zu helfen.

Autor: Dominik Burch

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