Was ist Astrologie?

Wie oben, so auch unten

Unter Astrologie versteht man die symbolische Deutung des Himmels und dessen Zusammenhang mit  Ereignissen auf der Erde. Der Mensch hat wahrscheinlich seit frühester Zeit mit Erstaunen und zuweilen auch mit Furcht zum Himmel empor geschaut und sich gewundert, was das, was er dort oben beobachtet mit dem zu tun hat, was er hier unten erlebt. Gewisse Zusammenhänge dürften unseren Vorfahren rasch erkannt haben. Zum Beispiel dass die Höhe der Sonne am Firmament mit den Jahreszeiten zusammenhängt. Oder dass der Mond eng mit den Gezeiten verbunden ist. Und dass ein Mondzyklus gleich lange dauert wie ein Menstruationszyklus.

Diese Zusammenhänge sind ja offensichtlich. Für unsere Vorfahren dürfte sich dann aber bald mal die Frage aufgedrängt haben, ob es denn nicht noch viel mehr derartige Korrelationen zwischen Himmel und Erde gibt. Während Jahrtausenden der Himmelsbeobachtung entstand so ein enormer Korpus an Wissen und Techniken, wie man den Himmel hinsichtlich irdischer Ereignisse symbolisch deuten kann. Dieser Korpus ist die Astrologie.

 

Wissenschaft oder Kunst?

Früher war die Astrologie eng mit der Astronomie verbunden und galt als seriöse Wissenschaft. Weil es zum Handwerk der Astrologen gehörte, Planetenpositionen zu errechnen und den Himmel in bestimmte theoretische Sektoren einzuteilen (Zeichen und Häuser), wurden Astrologen in der Antike noch als „Mathematiker“ bezeichnet. Und bis vor wenigen Jahrzehnten war noch eine Menge Rechnerei nötig, um ein Horoskop zu erstellen. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei und das Rechnen wird heute vom Computer übernommen.

Im Laufe der Zeit wurde die Grenze zwischen Astrologie und Astronomie immer schärfer. Heute ist die Astronomie eine anerkannte Disziplin der Naturwissenschaft und für die akademische Erforschung des „Himmels“ zuständig. Und obschon unter heutigen Astrologen die Ansicht verbreitet ist, dass auch die Astrologie noch immer eine anzuerkennende Wissenschaft sei, hat sie diese Anerkennung längst verloren. So wichtig die Astrologie für die Geistesgeschichte und die Entwicklung der Wissenschaft war, und so interessant sie als Forschungsobjekt noch immer ist, sowenig hat sie im heutigen Wissenschaftsbetrieb einen Platz. 

Astrologie ist vielmehr eine Kunst. Genauer: eine spirituelle Kunst. Sie ist Teil einer langen und breiten Tradition von divinatorischen Kulturtechniken. Das heisst, Astrologie ist eine Form von Orakel. Sie stellte schon immer die Frage, was uns die Götter (oder Gott, das All-eins, Mutter Natur, der Kosmos, etc.) mit ihren Zeichen am Himmel mitteilen wollen. Es geht um Kommunikation mit etwas Grösserem, etwas Übergeordnetem. Und dies ist nicht Aufgabe der Wissenschaft.

 

Astrologische Traditionen

Verschiedene Kulturen der Welt haben jeweils ihre eigenen Formen der Himmelsdeutung entwickelt und sich gegenseitig beeinflusst. In der Antike bildete die ägyptische Stadt Alexandria das wahrscheinlich wichtigste Zentrum astrologischen Denkens. In Alexandria floss astrologisches Wissen von weit her zusammen. Daraus entwickelte sich die sogenannte horoskopische Astrologie mit ihren vier Grundelementen (Planeten, Aspekte, Zeichen und Häuser). Diese frühe Form der Astrologie nennt man auch „hellenistische“ Astrologie.

Die hellenistische Astrologie wurde im Laufe der Zeit weiter entwickelt. Teile kamen hinzu, andere gingen verloren. Aber im Grossen und Ganzen blieb das System bis in die Renaissance intakt. Entsprechend wird die Astrologie von der Antike bis und mit der Renaissance als traditionelle Astrologie bezeichnet.

Die hellenistische Astrologie beeinflusste zudem die chinesische sowie die indische Astrologie (Vedische Astrologie oder Jyotish), wo sie sich mit den jeweiligen lokalen Formen der Himmelsdeutung vermischte.

Um 1900 herum entwickelte sich dann die sogenannte moderne Astrologie. Diese vermischte Elemente der traditionellen Astrologie mit der spirituellen Lehre der Theosophie und später mit Ideen aus der Psychologie (v.a. derjenigen Carl Gustav Jungs). Innerhalb der modernen Astrologie gibt es viele unterschiedliche Schulen, wie zum Beispiel die Evolutionäre Astrologie, Archetypische Astrologie, usw. In der westlichen Welt praktiziert eine grosse Mehrheit der Astrologen moderne Astrologie.

Seit den 1980er Jahren erlebt die traditionelle Astrologie ein rasantes Comeback, insbesondere im englischen Sprachraum. In Grossbritannien ist es vor allem die Astrologie der Renaissance, die eine Wiedergeburt erlebt. In den USA wurde seit den 1990er Jahren durch die Übersetzung antiker Texte ins Englische ein enormes Interesse an hellenistischer Astrologie geweckt. Heute wollen immer mehr moderne Astrologen zurück zu den astrologischen Wurzeln und „konvertieren“ zur traditionellen Astrologie.

 

Vier Teilbereiche oder Arten der Astrologie

 

  1. Geburtsastrologie

Wenn wir heute von Astrologie sprechen, dann meinen wir meistens Geburtsastrologie. Hier erstellt man ein Horoskop für den Ort und Zeitpunkt einer Geburt. Dieses Horoskop erlaubt uns, umfassende Aussagen zur Persönlichkeit und zum Leben des Geborenen zu machen. Das Geburtshoroskop zeigt uns in symbolischer Form, was die Seele in diesem Leben will, in welche Umstände sie inkarniert wurde, wohin unsere Lebensenergie fliesst, wo wir allenfalls besondere Talente oder besondere Herausforderungen haben und vieles mehr.

Verschiedene Techniken geben uns Einblick, wann welche Themen in einem Leben besonders aktiv sind und auf welche planetarische Energie wir wann besonders sensitiv reagieren. Wir können sehen, wo ein Mensch gerade steht in Bezug auf das allgemeine astrologische „Wetter“ und die grösseren planetarischen Zyklen.

In der Geburtsastrologie gibt es zudem verschiedene Spezialbereiche, wie zum Beispiel Partnerschaftsanalyse, Berufs- & Karriereberatung oder therapeutische Ansätze.

Die Betrachtung des eigenen Geburtshoroskops mit einem professionellen Astrologen kann eine enorm tiefgründige Erfahrung sein. Zu sehen, wie bereits im Moment der Geburt so viele Aspekte und Ereignisse des Lebens symbolisch festgehalten sind und wie man in das Gefüge des grossen Ganzen hinein passt, kann unglaublich erhellend, orientierend und validierend sein.

 

2) Mundanastrologie

In der Mundanastrologie, oder universellen Astrologie, schaut man nicht auf das Individuum, sondern interessiert sich für grössere Gruppen von Menschen (zum Beispiel Städte, Nationen, etc.), Weltereignisse, Naturphänomene, und so weiter. Es geht um die generelle Zeitqualität, das astrologische „Wetter“.

 

3) Elektionsastrologie

Hier geht es darum, einen astrologisch günstigen Zeitpunkt für ein bestimmtes Vorhaben zu finden. Es ist gewissermassen die Umkehrung der Geburtsastrologie. Bei der Geburtsastrologie schaut man zurück auf einen Zeitpunkt in der Vergangenheit (die Geburt), während man bei der Elektionsastrologie einen Zeitpunkt in der Zukunft sucht, um eine möglichst opportune „Geburt“ eines Vorhabens zu ermöglichen.

Zu solchen Vorhaben gehören typischerweise Hochzeiten, Firmengründungen, Immobilienkäufe, Start von wichtigen Projekten, in früheren Zeiten aber auch Stadtgründungen, Beginn von Kriegen, und so weiter. Und überall, wo richtiges Timing gefragt ist, kann Elektionsastrologie helfen. So gibt es beispielsweise spezialisierte Handelsastrologen, die den besten Zeitpunkt zum Kaufen und Verkaufen von Rohstoffen und anderen Gütern ermitteln.

 

4) Stundenastrologie

In der Stundeastrologie geht es um die Beantwortung sehr spezifischer Fragen. Wird mich mein Schatz heiraten? Werde ich den Job bekommen, für den ich mich beworben habe? Wird mir der neue Job besser gefallen als der alte? Wird die Firma die aktuelle Wirtschaftskrise überleben? Kommt mein entlaufener Hund wieder zurück nach Hause? Wo hab ich meine Autoschlüssel verlegt? Diese und ähnliche Fragen können mittels der Stundenastrologie beantwortet werden. Das Horoskop wird hier meistens für den Moment erstellt, an dem der Astrologe die Frage hört.

Die allermeisten Astrologen sind heute in erster Linie Geburtsastrologen. Viele verfügen über ein Grundwissen in einem oder mehreren der anderen Teilbereichen. Nur wenige Astrologen haben ein wirklich tief gehendes Wissen in mehreren Bereichen oder sind gar spezialisierte Mundan-, Elektions- oder Stundenastrologen.

 

Autor: Dominik Burch

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