Venus im Löwe

Venus im Löwe

11. August – 5. September 2022

Jedes Jahr durchläuft die Venus während ein paar Wochen das Zeichen Löwe –irgendwann zwischen Juni und September. In diesem Jahr (2022) durchläuft Venus den Löwen vom 11. August bis zum 5. September. Dieser alljährliche und relativ kurze Transit ist an sich nichts Besonderes. Da wir es in diesem Jahr seit Anfang August insgesamt jedoch mit einer ziemlich schwierigen astrologischen Zeitqualität zu tun haben, ist dieser doch recht angenehme Venus Transit umso willkommener. Wir dürfen hoffen, dass die Göttin der Liebe und Schönheit die allgemein düstere Lage etwas aufhellt und angenehmer macht.

Aber was symbolisiert der Planet Venus in der traditionellen Astrologie eigentlich? Laut Abu Ma’shar, einem der wichtigsten Meister in der Geschichte der Astrologie, der im 9. Jahrhundert in Bagdad wirkte, trägt die Venus unter anderem folgende Symbolik:

Die Venus ist ein wohltätiger, gütiger Planet. Sie steht für Frauen, alles Weibliche, die Mutter, Schönheit, Ästhetik, Kleidung, Schmuck, Parfüm, innere und äussere Schönheit, Gold und Silber, Wasser und Flussufer, Kunst, Musik, Gesang, Tanz, schöne Worte, gutes Essen und Trinken, Wein und Honig, alles was berauscht, Spiele, alles was Vergnügen und Freude bereitet, Sauberkeit, Pflichtbewusstsein, Tempel, rituelles Wissen, Zeremonienmeisterin, Marktplatz, Handel, Shopping, Begehren und Attraktivität, was uns anzieht, Flirten, Sex, Liebe, Partnerschaft, Grosszügigkeit, Freiheit.

Diese allgemeine Symbolik der Venus wird nun durch die Symbolik des Zeichens Löwe moduliert. Venus möchte ihr Ding machen. Sie möchte all das manifestieren, was sie symbolisiert. Jedoch muss sie sich nun auf die Ressourcen beschränken, welche ihr im Zeichen Löwe zur Verfügung stehen. 

Das Zeichen Löwe ist maskulin, fix, vom Element Feuer und steht für den Hochsommer. Es ist der Tempel der Sonne. In anderen Worten, die Sonne ist nun Gastgeber der Venus und für ihr Wohlergehen zuständig. Wir müssen nun die Symbolik der Sonne/Löwe mit derjenigen der Venus kombinieren.

Die Sonne steht für das, was im Mittelpunkt steht und ihre Essenz von innen heraus nach aussen hin ausstrahlt. Nun ist es die Venus, welche im Zentrum steht und ihre Energie nach aussen hin abgibt. Wir haben das Bild einer selbstbewussten Göttin, die nun ihren Auftritt hat.

Die Sonne steht auch für die innere Berufung, den Sinn des Daseins, das innere Bild oder Ideal, dem wir zustreben. Im Zeichen Löwe wird sich die Göttin Venus ihrer Berufung, ihrer Aufgabe, ihrer zentralen Wichtigkeit bewusst und möchte sie manifestieren. Gerade jetzt, wo düstere Energien vorherrschen, ist die Aufgabe der Venus, das Schöne in die Welt zu bringen, umso wichtiger.

Im Kern geht es beim Zeichen Löwe jedoch um die Idee der Authentizität, bzw. darum, seine wahre Essenz zum Ausdruck zu bringen. So muss nun auch die Venus ihre innere Essenz unverfälscht –wenn auch vielleicht etwas übertrieben oder dramatisch– ausdrücken. 

In der griechischen Religionsgeschichte finden wir eine Figur, welche uns ein beinahe wörtliches Beispiel für die Symbolik der Venus im Löwe bietet: Die Pythia.

Pythia war der Titel, den die Hohepriesterin des Orakels von Delphi trug. Das Orakel von Delphi war dem Sonnengott Apollo geweiht und war wohl das wichtigste Orakel der antiken griechischen Welt. Die Pythia wurde jeweils aus den Reihen der Tempelpriesterinnen ernannt, welche von hohem Stand, gut gebildet und von einwandfreiem Charakter gewesen sein dürften. Die Pythia war es denn auch, die die Nachrichten der Götter empfang und den Ratsuchenden weiter gab. 

Venus symbolisiert seit der Antike Priesterinnen, welche mit ihrem rituellen Wissen für die spirituelle Praxis in den Tempeln zuständig sind. Und nun haben wir also die Hohepriesterin Venus im Tempel des Sonnengottes (Zeichen Löwe). Wie bei der Pythia im Orakel von Delphi ist es nun Aufgabe der Venus, göttliche Weisheit in die Welt zu bringen. Wie wird sie das wohl tun? Und wird sie ihrer Aufgabe gewachsen sein?

Für Abu Ma’shars Darstellung der Planetensymbolik siehe „Introductions to Traditional Astrology: Abu Ma’shar & al-Qabisi“ übersetzt und herausgegeben von Benjamin N. Dykes, The Cazimi Press 2010.

  

Autor: Dominik Burch

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